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Meine Dankbarkeits-Notiz für diese Woche hatte ich schon gedanklich vorbereitet. Ich war am letzten Wochenende mit meinem Freund am Achensee. „Danke für diese aufregenden und wunderschönen Tage. Danke für die Erfahrungen. Man kann alles schaffen.“ Tags zuvor – an unserem ersten Tag dieses Kurzurlaubs – haben wir einen Ausflug mit der Seilbahn ins Rofan-Gebirge gemacht. Letzte Abfahrt vom Berg zurück ins Tal: 17:00 Uhr. Wir haben die Zeit verpasst. 17:01 Uhr waren wir an der Gondelstation und standen – wie sollte es anders sein - vor verschlossenen Türen. Wir haben tatsächlich die letzte Abfahrt verpasst!
Was nun? Panik machte sich erstmal breit. Wir standen im Schnee auf 1.848 Metern Höhe und mussten irgendwie zurück ins Tal. Wanderschuhe hatten wir natürlich nicht an – war ja nicht geplant. Und auch nicht wirklich dicke Kleidung, da es ein herrlicher Sonnentag war. Wir hatten keine Ahnung wann es dunkel wird im Gebirge und wie lange wir zu Fuß für den Abstieg brauchen. Ein paar Skifahrer sind noch zurück ins Tal gefahren. Also sind wir einfach auch an der Skipiste entlang den Berg hinuntergerutscht und gelaufen. So wurde der Ausflug zu einem echten Abenteuer. Und obwohl wir absolut keinen Plan hatten und an manchen Stellen nicht mal wussten, ob man da jetzt weiterlaufen kann und darf, haben wir es geschafft noch vor Sonnenuntergang wieder zurück im Tal zu sein. Das war, nachdem alles gut gegangen ist, ein tolles Erlebnis in wunderschöner Natur. Wir haben’s geschafft – DANKE! 😊
Doch das richtige „Abenteuer“ für mich kam erst einen Tag später. Beim Skifahren im Karwendel-Gebirge habe ich nicht auf meine innere Stimme gehört und bin mit meinem Freund die rote Piste gefahren. Das war mir als Skianfänger eigentlich zu steil und ich habe mich unwohl gefühlt. Trotzdem habe ich es getan und es kam das Unvermeidbare: Ich bin gestürzt - mehrmals - und bei einem Sturz habe ich mir das Knie verdreht. Anfangs fand ich es nicht so schlimm und bin auch noch den Berg komplett hinuntergefahren. Doch am Abend kam die Schwellung und die Schmerzen. Nun kann ich kaum laufen und warte auf den Kernspin-Termin für eine nähere Diagnose. Selbst die kleinsten Dinge sind schwer und anstrengend, wenn man sich kaum bewegen kann. Das zeigt mal wieder, wie wichtig der Körper ist. Und wie wichtig es ist, auf die eigene innere Stimme zu hören.
Vieles wird als selbstverständlich hingenommen. Erst wenn es uns selbst mal nicht so gut geht, merken wir, dass gar nichts selbstverständlich ist. Dann merken wir, wie wichtig jede einzelne Funktion, jedes Gelenk, jeder Knochen, jedes Organ usw. im Körper ist. Mit der Knieverletzung dreht sich die Welt nun ein bisschen langsamer. Nichts geht mal eben schnell. Es geht wieder um die wesentlichen Dinge. Was ist nötig und was gerade unnötig? Was tut gut und was nicht? Was hilft und macht Freude und was verstärkt den Schmerz? Im Knie begegnen sich die stärksten Knochen und damit die stärksten Strukturen unseres Lebens. Das Knie symbolisiert die Verbindung zwischen dem traditionellen Weg der Ahnen und den eigenen Lebensvorstellungen, beides sollte harmonieren. In meinem Fall ist vielleicht gerade ein Riss entstanden – das wird jedoch erst die Diagnose zeigen.
Kniebeschwerden können auch auf Schwierigkeiten hindeuten, sich zwischen der Individualität (dem ICH) und der Gruppe (dem WIR) zu entscheiden. Das WIR kann dabei z. B. für die Beziehung stehen, für die Familie, den Freundeskreis oder auch für den männlichen und weiblichen Anteil in einem selbst. Es kann auch darauf hindeuten, zu sehr daran zu hängen, was andere denken und uns somit an der Fortbewegung hindern. Wenn wir Beschwerden an den Knien erleben, sollen wir uns fragen, gegenüber wem oder was wir den Eindruck haben, aufgeben zu müssen? Das kann eine Autorität in der Außenwelt sein, aber auch andere Lebensbereiche betreffen. Haben wir Angst, jemanden zu enttäuschen, wenn wir uns dafür entscheiden, für uns selbst zu sorgen?
Auch wenn es Anstrengung verlangt, verbirgt sich dahinter die Aufforderung, Verantwortung für die eigenen Worte und Gesten zu übernehmen. Es ist eine Aufforderung sich zu öffnen und alte Denkweisen fallen zu lassen. Wir sollen auf das Wesentliche zurückkommen, uns unserer wahren Werte bewusstwerden und wieder mit dem Herzen handeln, anstatt alles von der rationalen Seite zu entscheiden. Wir dürfen uns erlauben, die eigene Kreativität zu leben und der Intuition wieder mehr Macht zu geben, denn sie weiß ganz genau, was gut für uns ist. Die einzige wirkliche Autorität ist die innere Stimme.
Auch wenn dies nur eine ganz kurze allgemeine Deutung von Kniebeschwerden ist, ohne auf das genaue Problem einzugehen, kann ich mich trotzdem darin wiederfinden. Ich denke, es ist kein Zufall, dass dies gerade passiert ist und ich mich mit dem Thema auseinandersetzen soll. Ich finde es immer wieder spannend, auf welche Themen uns auch solche Verletzungen hinweisen können.
Wenn du mehr dazu erfahren möchtest, oder vielleicht auch eigene Erfahrungen gemacht hast, schreibe mir gern eine Nachricht. Falls du selbst auch schon einmal Kniebeschwerden hattest oder gerade
hast, würde es mich interessieren, ob du dich darin ein Stück weit wiedererkennen kannst?
Ich freue mich, von dir zu lesen.
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